• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Abgabenordnung: Handlungsbedarf bei der verbindlichen Auskunft

08.12.2016

Meldung, Steuerrecht

Abgabenordnung: Handlungsbedarf bei der verbindlichen Auskunft

Beitrag mit Bild

Die faktische Bindungswirkung der erteilten Auskünfte in Betriebsprüfungen wurde zwar gelobt. Gleichwohl beäugen Rechtsanwender und Wissenschaftler dieses Instrument kritisch.

Die Bedeutung der verbindlichen Auskunft ist aufgrund ihrer nach Treu und Glauben entfaltenden Bindungswirkung hinsichtlich der Vermeidung von Compliance-Risiken und aufgrund des gesteigerten Bewusstseins für Corporate Governance immens. Leider gibt es zahlreiche Defizite.

Steuern sollten eine kalkulierbare Planungs- und Entscheidungsgröße sein. Darüber herrschte Einigkeit bei der Podiumsdiskussion des 61. Berliner Steuergesprächs, welches am 07.11.2016 in Berlin stattfand. In einem interessanten Impulsreferat bescheinigte Prof. Dr. Roman Seer von der Ruhr Universität Bochum der verbindlichen Auskunft zahlreiche Defizite. Kritisch sei beispielsweise, dass der parlamentarische Gesetzgeber viele wesentliche Punkte nicht im Gesetz geregelt hat. Der Gesetzgeber habe seinen Gestaltungsauftrag damit auf die Exekutive delegiert, wie hinsichtlich Form und Inhalt des Antrags sowie der Bindungswirkung.

Kritik an Handhabe seitens der Finanzbehörden

Die verbindliche Auskunft ist grundsätzlich gebührenpflichtig. Die Höhe der Gebühr richtet sich im Regelfall nach dem Gegenstandswert. Sie ist gleichermaßen für Nicht-, Positiv- wie auch Negativauskünfte fällig. Nicht nur dies erhitzte die Gemüter: In der Praxis sei eine künstliche Schaffung von multiplen Auskünften erkennbar. So käme es dazu, dass die Finanzämter einzelne Schritte einer Transaktion als gesonderte Auskunftsersuche behandeln. Die Auskunftsgebühr sei kein Haushaltsmittel, so die Kritik. MinDirig. Dr. Steffen Neumann (Finanzministerium Nordrhein-Westfalen) wies hingegen darauf hin, dass die Gebühr für die verbindliche Auskunft auch disziplinierend wirkt. Er berichtete davon, dass bei Anträgen auf verbindliche Auskunft vielfach bereits geklärte Rechtsfragen vorgelegt werden.

Gesetzgeber sollte klarstellend handeln

Auch das Beihilferecht schwebt wie ein Damoklesschwert über der Thematik „Verbindliche Auskunft“. In Frage steht, wann Einzelfallentscheidungen der Finanzverwaltung im Rahmen solcher Vorabauskünfte in materieller Hinsicht als „selektiv“ angesehen werden können. Angriffe durch die Europäische Kommission seien deswegen denkbar. Die Diskutanten und die Ergänzungen aus dem Zuschauerraum testierten dem Gesetzgeber wiederholt Handlungsbedarf.

(DStV, PM vom 06.12.2016/ Viola C. Didier)


Weitere Meldungen


Steuerboard

Raphael Baumgartner / Cindy Slominska


06.06.2025

BFH bestätigt gesellschaftsbezogenes Beherrschungserfordernis bei der Umschaltklausel nach § 20 Abs. 2 AStG – ein Aufatmen für Steuerinländer mit möglichen Auswirkungen auf die Gewerbesteuer? – Teil I

Mit Urteil vom 08.04.2025 (IX R 32/23) hat sich der BFH erstmals zur zentralen Frage geäußert, ob für die Anwendung der sogenannten Umschaltklausel gemäß § 20 Abs. 2 AStG eine gesellschafter- oder gesellschaftsbezogene Betrachtung maßgeblich ist.

weiterlesen
BFH bestätigt gesellschaftsbezogenes Beherrschungserfordernis bei der Umschaltklausel nach § 20 Abs. 2 AStG – ein Aufatmen für Steuerinländer mit möglichen Auswirkungen auf die Gewerbesteuer? – Teil I

Rechtsboard

RAin/FAin ArbR Dr. Bettina Scharff


06.06.2025

BAG zum aktiven Wahlrecht von Führungskräften in mehreren Betrieben eines Unternehmens im Rahmen von Betriebsratswahlen

Ein Arbeitnehmer, der mehreren Betrieben desselben Unternehmens angehört, hat bei der Wahl des Betriebsrats in sämtlichen dieser Betriebe das aktive Wahlrecht. Dieser Grundsatz gilt gem. der BAG-Entscheidung vom 22.05.2025 (7 ABR 28/24) auch für Führungskräfte, die keine leitenden Angestellten gem. § 5 Abs. 3 BetrVG sind, in Unternehmen mit einer unternehmensinternen Matrixstruktur.

weiterlesen
BAG zum aktiven Wahlrecht von Führungskräften in mehreren Betrieben eines Unternehmens im Rahmen von Betriebsratswahlen

Meldung

©ammentorp/123rf.com


06.06.2025

Food-and-Paper-Methode nicht sachgerecht

Der BFH hat sich mit der Aufteilung eines einheitlichen Gesamtentgelts auf Liefergegenstände mit verschiedenen Steuersätzen in der Systemgastronomie befasst.

weiterlesen
Food-and-Paper-Methode nicht sachgerecht

Haben wir Ihr Interesse für DER BETRIEB geweckt?

Sichern Sie sich das DER BETRIEB Gratis Paket: 4 Hefte + Datenbank