Wenn Unternehmen in der Krise stecken, dann oft, weil Mitarbeiter nicht aufrichtig waren oder Kunden ihnen nicht mehr vertrauen. Dabei kann schon die Erinnerung an moralische Werte die Ehrlichkeit erhöhen, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt.
Volkswagen, Siemens, BP – die Liste großer Unternehmen, die durch Skandale deutlich an Kundenvertrauen eingebüßt haben, ist lang. Oft stürzt das Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter ganze Konzerne in schwere Krisen und immer wieder stellt sich die Frage, wie Gesellschaft und Unternehmen ethisches Verhalten im Wirtschaftsleben fördern können.
Konflikt zwischen Gewinn und Gewissen aus wissenschaftlicher Perspektive
Mit dem Max-Weber-Preis hat das IW jetzt zum zwölften Mal herausragende wissenschaftliche Arbeiten aus der Wirtschaftsethik ausgezeichnet. Der Gewinner des Masterpreises, Jan Winkin, untersuchte die Glaubwürdigkeit von Nichtregierungsorganisationen: Im Kampf um mediale Aufmerksamkeit neigen sie dazu, die positiven Ergebnisse ihrer Arbeit zu übertreiben, diagnostizierte er. Giuseppe Franco gewann den höchstdotierten Wissenschaftspreis mit seiner Dissertation. Ihm gelang eine Neuinterpretation von Studien des Kardinals und Ökonomen Joseph Höffner an der Schnittstelle zwischen Philosophie, Theologie und Wirtschaft.
Moralappelle als sinnvolle Ergänzung
Das IW hat anlässlich der Preisverleihung in einer Studie untersucht, was Menschen aufrichtiger macht. Dabei zeigte sich: Schon kleine Moralappelle, wie der Hinweis auf den Ehrenkodex des Unternehmens oder das Bewusstmachen christlicher Werte, sorgen für mehr Ehrlichkeit. In Experimenten wurde deutlich, dass Menschen ihr Gegenüber nach entsprechenden Hinweisen seltener zum eigenen Vorteil ausnutzen. „Die Erkenntnisse dieser Studien sollten sich Unternehmen zunutze machen“, resümiert IW-Direktor Michael Hüther. „Eine Unternehmenskultur, die den Wert der Integrität betont, ist eine notwendige und sinnvolle Ergänzung zu Kontroll- und Compliance-Maßnahmen.“
(IW Köln, PM vom 14.04.2016/ Viola C. Didier)