24.11.2025

Arbeitsrecht, Meldung

Wenn KI zum Kollegen wird

Die Beziehung zwischen Mensch und Maschine wird durch den zunehmenden KI-Einsatz neu definiert. Dadurch ist die Arbeitswelt im Wandel. Mittlerweile betrachten 76% der Führungskräfte KI-Agenten eher als Kollegen statt als Werkzeug, zeigt eine aktuelle Studie.

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©peshkova/123rf.com

Jahrzehntelang war die Aufgabenverteilung in Unternehmen klar: Menschen entscheiden, Technologie unterstützt. Doch diese Trennung bricht gerade auf. Eine neue Studie von Boston Consulting Group (BCG) und MIT Sloan Management Review (MIT SMR) zeigt, dass „agentische KI“ – also Systeme, die selbst planen, handeln und lernen – die Grenzen zwischen Tools und Mitarbeitenden zunehmend auflöst. Bereits heute betrachten etwa drei Viertel der mehr als 2.000 weltweit befragten Führungskräfte (76%) solche Systeme eher als Kollegen denn als Werkzeug. Denn: Diese übernehmen eigenständig Aufgaben, treffen Entscheidungen und lernen aus Erfahrung – Fähigkeiten, die bislang Menschen vorbehalten waren.

Führung als neue Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine

Die Studie zeigt, dass KI-Agenten entsprechend die klassischen Grenzen zwischen Kapital und Arbeit immer stärker verwischen. Bislang wird in der Wirtschaftstheorie zwischen Maschinen, Anlagen, Software oder anderem „Eigentum“ eines Unternehmens, das Wert schafft, aber nicht selbstständig handelt, und Menschen, die Aufgaben ausführen, Entscheidungen treffen und Erfahrung sammeln, unterschieden. Doch diese klare Trennung gerät mit agentischer KI ins Wanken, erläutert Nina Kataeva, Partnerin bei BCG und Expertin für KI-Strategie: „Wir erleben den Beginn einer völlig neuen Arbeitslogik. Unternehmen stehen vor der Frage, wie sie Technologie führen, die gleichzeitig Ressource und Teammitglied ist.“

Wer dieser Frage nicht auf den Grund geht, läuft perspektivisch Gefahr, die Kontrolle zu verlieren oder Potenziale zu verschenken: „Die Geschwindigkeit, mit der agentische KI in Unternehmen Einzug hält, ist beispiellos. Die eigentliche Herausforderung liegt dabei allerdings nicht im Code, sondern im Management“, so Kataeva. Laut der Befragung von BCG und MIT wächst der Einsatz von KI-Agenten in Unternehmen rasant. Doch während die Technologie an Fahrt gewinnt, fehlt vielerorts eine klare Managementstrategie. „Viele Unternehmen implementieren KI schneller, als sie ihre Entscheidungs- und Führungsmodelle anpassen“, erklärt Kataeva. Genau diese Anpassung sollten Organisationen daher laut der BCG-Expertin schnellstmöglich vornehmen, denn: „Wer jetzt die Beziehung zwischen Mensch und Maschine neu definiert, legt den entscheidenden Grundstein für zukünftige Wettbewerbsfähigkeit.“

Grundlegender Wandel von Arbeit, Organisation und Führung

In der Praxis findet dieser Wandel bereits vereinzelt statt, wie die Studie nahelegt: Insgesamt 35 Prozent aller befragten Organisationen nutzen agentische KI schon heute; weitere 44 Prozent planen die Einführung. Und die Unternehmen, die besonders umfangreich auf KI-Agenten setzen, verändern ihre Strukturen sichtbar: 66 Prozent von ihnen planen, ihre Organisationsmodelle anzupassen. Durch den Einsatz agentischer KI erwartet perspektivisch fast die Hälfte der Vorreiter flachere Hierarchien (45%) und möchte künftig mehr Generalisten statt Spezialisten einstellen (43%). Damit werden sie einer sich schon jetzt abzeichnenden Entwicklung gerecht: Mit dem Einzug der KI-Agenten entstehen neue Rollen und Aufgabenzuschnitte in Unternehmen. „Führung der Zukunft bedeutet, hybride Teams aus Menschen und KI-Agenten zu orchestrieren – mit klaren Verantwortlichkeiten, ethischen Leitlinien und Lernkultur“, so Kataeva.

Gefragt sind deshalb künftig unter anderem „AI Orchestrators“, die hybride Teams aus Menschen und KI-Agenten koordinieren und deren Zusammenarbeit gestalten. Ebenso bilden sich Funktionen heraus, die als eine Art „HR für Agenten“ agieren; sie sind verantwortlich dafür, KI-Systeme zu implementieren, zu trainieren und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Parallel dazu wächst der Bedarf an Generalisten, die funktionsübergreifend denken und die Schnittstellen zwischen Technologie, Organisation und Strategie kompetent managen können. Gelingt die Implementierung, kann dies für alle Beteiligten Vorteile mit sich bringen: In Unternehmen mit fortgeschrittener KI-Nutzung geben schon heute 95% der Mitarbeitenden an, dass KI ihre Arbeit bereichert, vor allem, weil sie Routine abnimmt und Raum für strategisches Denken schafft. Auch Kataeva ist überzeugt: „Unternehmen, die das Zusammenspiel meistern, werden mit der Technologie echten Fortschritt schaffen – gleichermaßen für Führungskräfte und Mitarbeitende.“


BCG vom 18.11.2025 / RES JURA Redaktionsbüro (vcd)

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