Das geschlechtsspezifische Lohngefälle in Deutschland hat sich im Jahr 2023 nur um 1 % zum Vorjahr verringert, wobei Frauen 6 % weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen – und das bei gleicher oder vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit. Die vom Beratungs- und Investmentunternehmen Mercer jährlich für den Equal Pay Day durchgeführte Analyse offizieller deutscher und europaweiter Statistiken zeigt zudem, dass Deutschland im Vergleich zum EU-Durchschnitt von 13 % nach wie vor zu den Mitgliedsstaaten mit der größten Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern gehört. Unter Berücksichtigung struktureller Unterschiede wie Dauer, Umfang und Art der Beschäftigung lag das Durchschnittsentgelt von Frauen im Jahr 2023 das vierte Jahr in Folge um 18 % unter dem von Männern.
Gesetzliche Bekämpfung der Lohnungleichheit
Da in der Europäischen Union kürzlich verschiedene Richtlinien zur Bekämpfung der Lohnungleichheit eingeführt wurden, unterstreicht die Analyse den zunehmenden Druck auf die Unternehmen, das Lohngefälle zu verringern. Zu den Richtlinien gehören die „EU Pay Transparency Directive“, die am 6. Juni 2023 in Kraft trat, und die „EU Corporate Sustainability Reporting Directive“(CSRD), die im Januar 2023 eingeführt wurde.
Dr. Kathrin Schnaufer, Senior Consultant, Rewards bei Mercer, sagte: „Deutsche Unternehmen haben bei ihren Bemühungen, das geschlechtsspezifische Lohngefälle zu reduzieren, einige Fortschritte erzielt. Die anhaltenden Lohnunterschiede machen jedoch deutlich, dass es dringend notwendig ist, geschlechtsspezifische Vorurteile zu bekämpfen. Diese Dringlichkeit wird durch die Einführung von Entgelttransparenz- und Berichtsstandards durch die Europäische Union unterstrichen. Mit einem noch nie dagewesenen Zugang zu Daten und Leitlinien haben Unternehmen heute die einzigartige Chance, einen sinnvollen Wandel voranzutreiben und wirklich gleiche Bedingungen zu schaffen.“
Klare Stellen- und Einstufungsstrukturen schaffen Abhilfe
Eine unabhängige Analyse, der jährliche Mercer Total Remuneration Survey, der im September 2023 veröffentlicht wurde, ergab, dass in Deutschland ansässige Teilnehmer mit klaren Stellen- und Einstufungsstrukturen weiter fortgeschritten sind, wenn es darum geht, systemische Ungleichheiten zu erkennen und Maßnahmen zur Erreichung von Entgeltgleichheit zu entwickeln. Dies wirkt sich laut Mercer positiv auf eine gerechtere Entlohnung aus und führt zu mehr Lohngerechtigkeit – nicht nur im Hinblick auf die Einhaltung von Richtlinien, sondern auch aus dem Bestreben nach einer fairen und gerechten Vergütung unabhängig vom Geschlecht der Mitarbeitenden.