• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Selbstbestimmte Arbeitszeiten verstärken Gender Pay Gap

07.09.2016

Arbeitsrecht, Meldung

Selbstbestimmte Arbeitszeiten verstärken Gender Pay Gap

Beitrag mit Bild

Selbstbestimmte Arbeitszeiten: Männer verdienen mehr, Frauen jedoch nicht – selbst wenn sie länger arbeiten.

Männer, die im Rahmen von Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit über ihre Arbeitszeit selbst bestimmen können, arbeiten länger und verdienen mehr. Frauen haben dagegen kaum finanzielle Vorteile – selbst wenn sie mehr Überstunden machen.

Immer mehr Erwerbstätige können selbst über Arbeitsbeginn und Feierabend bestimmen. Eine neue Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung und der University of Kent zeigt, was diese Entwicklung für die Gleichstellung von Mann und Frau bedeutet. Überraschenderweise nicht nur Gutes: Der Analyse zufolge besteht die Gefahr, dass selbstbestimmte Arbeitszeiten bestehende Geschlechterungleichheiten verstärken.

Mehr Überstunden bei Gleitzeit

Von den deutschen Beschäftigten haben 45 Prozent feste Arbeitszeiten. Ein weiteres Fünftel hat wechselnde Arbeitszeiten, die der Arbeitgeber vorgibt. Knapp ein Viertel darf im Rahmen von Gleitzeit über Anfang und Ende des Arbeitstags bestimmen, ein Zehntel hat volle Autonomie über die Arbeitszeit. Gravierende Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt es hier kaum. Dagegen unterscheiden sich die Auswirkungen der Arbeitszeitarrangements erheblich zwischen den Geschlechtern: Wenn Männer von festen Arbeitszeiten zu Gleitzeit wechseln, machen sie im Schnitt eine Überstunde pro Woche mehr, Frauen nur eine halbe Stunde. Wenn männliche Beschäftigte autonom über ihre Arbeitszeit bestimmen dürfen, wächst ihr Überstundenpensum um zwei Stunden, bei weiblichen um eine Stunde. Die Geschlechterdifferenzen gehen vor allem auf Frauen in Teilzeit zurück, Frauen in Vollzeit leisten die gleiche Mehrarbeit wie Männer.

Einkommensunterschiede signifikant

Vor allem bei den Einkommen gibt es geschlechtsspezifische Effekte: Bei männlichen Beschäftigten steigt der Jahresbruttolohn im Schnitt um 1.200 Euro bei Gleitzeit und um 2.400 Euro bei vollständiger Arbeitszeitautonomie. Wenn man die zusätzlichen Überstunden berücksichtigt, bleiben Zuwächse von 1.100 und 2.100 Euro. Das Lohnplus beruht also nicht nur auf der Vergütung der Mehrarbeit, sondern dürfte auch eine Belohnung für höheres Engagement und mehr Produktivität sein. Bei weiblichen Beschäftigten sind dagegen keine signifikanten Auswirkungen auf das Gehalt nachweisbar – auch dann nicht, wenn man nur die Vollzeit-Arbeitnehmerinnen betrachtet.

Diskriminierung durch Arbeitgeber?

Die Differenz in den Einkommenszuwächsen erklären die Forscher zum einen damit, dass Frauen flexible Arbeitszeiten eher für familiäre Verpflichtungen nutzen als Männer. Dass Frauen in Vollzeit ihre Überstunden ebenso stark ausbauen wie Männer, ohne finanziell davon zu profitieren, deute zudem darauf hin, dass auch Diskriminierung durch Arbeitgeber eine Rolle spielt: Vorgesetzte scheinen Frauen weniger Engagement und Produktivität als Männern zuzuschreiben, selbst wenn sie ihre Leistung mit flexiblen Arbeitszeiten vergleichbar steigern.

(Hans-Böckler-Stiftung, PM vom 05.09.2016/ Viola C. Didier)


Weitere Meldungen


Meldung

©Ekaterina Pokrovsky/fotolia.com


08.12.2025

OLG Düsseldorf rügt CO2-Werbung von Eurowings

Das OLG Düsseldorf hat Eurowings verboten, mit CO2-Kompensation zu werben, wenn dadurch der falsche Eindruck einer klimaneutralen Flugreise entsteht.

weiterlesen
OLG Düsseldorf rügt CO2-Werbung von Eurowings

Meldung

©DOC RABE Media/fotolia.com


08.12.2025

Betriebliche Altersvorsorge: Bundestag beschließt Reformpaket

Das Zweite Betriebsrentenstärkungsgesetz bringt Verbesserungen für die bAV, z.B. durch neue Teilnahmemöglichkeiten und mehr Flexibilität beim Arbeitgeberwechsel.

weiterlesen
Betriebliche Altersvorsorge: Bundestag beschließt Reformpaket

Meldung

nx123nx/123rf.com


05.12.2025

EU-Kommission legt Plan für zukunftssichere hochwertige Arbeitsplätze vor

Die EU-Kommission bereitet ein Gesetz für hochwertige Arbeitsplätze vor und bezieht Sozialpartner aktiv in die erste Konsultationsphase ein.

weiterlesen
EU-Kommission legt Plan für zukunftssichere hochwertige Arbeitsplätze vor

Haben wir Ihr Interesse für DER BETRIEB geweckt?

Sichern Sie sich das DER BETRIEB Gratis Paket: 4 Hefte + Datenbank