Im Ausbildungsjahr 2024/25 stiegen die tariflichen Ausbildungsvergütungen im ersten Ausbildungsjahr durchschnittlich um 6,4 %. Damit wachsen sie schneller als die regulären Tarifentgelte der Beschäftigten, die im selben Zeitraum um 5,5 % zulegten. Besonders hohe Zuwächse verzeichnen Branchen mit großem Fachkräftemangel – etwa das Backhandwerk (+18,6 %). Dies zeigt eine aktuelle Studie über 20 ausgewählte Tarifbranchen, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung vorgelegt hat.
Deutliche Unterschiede zwischen Branchen
Die Spannbreite im ersten Ausbildungsjahr reicht von 710 Euro im Friseurhandwerk NRW bis zu 1.416 Euro in den Pflegeberufen des öffentlichen Dienstes. In über der Hälfte der 20 untersuchten Tarifbranchen liegen die Einstiegsvergütungen mittlerweile über 1.000 Euro. Die höchsten Werte finden sich u.a. bei:
- Pflegeberufen (1.416 € Bund/Kommunen; 1.381 € Länder)
- Bankgewerbe (1.350 €)
- Metall-/Elektroindustrie BW (1.267 €)
- Chemische Industrie NRW (1.204 €)
Regionale Unterschiede bestehen fort
In 12 der untersuchten Branchen zeigen sich weiterhin Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Der größte Unterschied liegt bei 220 Euro in der Textilindustrie. In wenigen Branchen – wie der Süßwarenindustrie – liegen ostdeutsche Vergütungen sogar über dem Westniveau.
Kaum noch unter 1.000 Euro
Nur noch in drei Tarifbranchen liegt die Vergütung im ersten Jahr unter 1.000 Euro:
- Landwirtschaft (855 € NRW, 906 € MV)
- Floristik (900 € West)
- Friseurhandwerk (710 € NRW)
Anders sieht es aus in nicht tarifgebundenen Bereichen: Dort gilt nur die gesetzliche Mindestausbildungsvergütung von 682 Euro. Der DGB fordert deren Anhebung auf 834 Euro (80 % des Durchschnitts).
Mittelfristiger Trend: teils starke Zuwächse
Seit dem Ausbildungsjahr 2020/21 sind die Ausbildungsvergütungen in vielen Branchen kräftig gestiegen, teils weit über die allgemeinen Tarifentgelte hinaus. Die höchsten Anstiege verzeichnen:
- Backhandwerk: +65,9 %
- Süßwarenindustrie Ost: +58,9 %
- Gastgewerbe (Sachsen), Kfz-Handwerk (Thüringen): +40–50 %
- Lediglich im Öffentlichen Dienst (Bund/Kommunen) fiel der Zuwachs mit 13 % unterdurchschnittlich aus.