Selbst die Exportnation Deutschland muss um Anteile auf ihren Absatzmärkten kämpfen. Der Preis, zu dem Unternehmen produzieren, spielt dabei eine wichtige Rolle. Eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln zeigt: Steigen die Lohnstückkosten stärker als bei der Konkurrenz, sinkt der Exporterfolg.
Wenn Volkswirtschaften Anteile auf den Weltmärkten gewinnen oder verlieren, ist dafür oft die Lohnstückkostenposition verantwortlich. Sie gibt an, wie hoch die Arbeitskosten für ein Produkt im Vergleich zu den ausländischen Wettbewerbern sind. Die IW-Grafik belegt für 16 untersuchte Länder: Sinken die Lohnstückkosten im Verarbeitenden Gewerbe, steigt in der Regel der Exporterfolg. Umgekehrt gehen mit höheren Lohnstückkosten Marktanteile verloren.
Lohnpolitik im Wandel der Zeit
Deutschland musste lange unter den Folgen früherer Entscheidungen leiden: Die hohen Tarifabschlüsse Anfang der 1990er Jahre hatten deutsche Industrieerzeugnisse damals relativ zur Konkurrenz um ein Viertel verteuert. Die eingebüßten Marktanteile konnte Deutschland seither auch dank einer maßvollen Lohnpolitik zu einem großen Teil zurückerobern. In anderen Ländern lief es umgekehrt: Finnland und Schweden etwa senkten zunächst ihre Lohnstückkosten, gaben die dadurch gewonnenen Marktanteile im Laufe der Zeit aber wieder ab.
Exportstärke nahm EU-weit ab
Auch südeuropäische Länder wie Frankreich, Italien und Spanien haben in den vergangenen Jahren deutlich an Exportstärke verloren. Geradezu dramatisch verlaufen die Kurven in Griechenland: Vor der Euro-Einführung sank die Lohnstückkostenposition zunächst – gleichzeitig stiegen die Ausfuhren. Die Gemeinschaftswährung führte dann allerdings zu einem Kreditboom und rasant steigenden Lohnkosten. Mit der Exportperformance ging es entsprechend bergab. Nicht überall ist der Zusammenhang von Kosten und Exporten jedoch so klar wie in den europäischen Krisenländern. Japan beispielsweise kann sich trotz sinkender Lohnstückkosten seit Jahrzehnten nicht aus der Krise befreien.
(IW Köln, PM vom 18.10.2016/ Viola C. Didier)