Nach einem aus ökonomischer Sicht sehr guten ersten Halbjahr startet die deutsche Wirtschaft in robuster Verfassung in die zweite Jahreshälfte. Die schwächere Exportentwicklung begrenzt allerdings das Aufwärtspotenzial bei den Unternehmensinvestitionen.
Aufgrund eines besser als erwartet ausgefallenen Wachstums im zweiten Quartal (+0,4% ggü. Vorquartal) revidiert KfW Research seine nach dem Brexit-Votum auf 1,5 % gesenkte Konjunkturprognose für das laufende Jahr wieder leicht nach oben auf 1,8 %. Für 2017 wird ein Wirtschaftswachstum von 1,3 % erwartet (Vorprognose: 1,2 %). „Die robuste Verfassung der deutschen Wirtschaft spricht für ein Andauern der guten Binnenkonjunktur“, deutet Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, die Zahlen. Die Beschäftigung lege weiter zu und stütze den privaten Konsum sowie den Wohnungsbau. Der Staat dürfe seine Konsumausgaben infolge der Flüchtlingsmigration ausweiten, in den öffentlichen Haushalten sei ausreichend Spielraum hierfür vorhanden.
Schwächere Exportentwicklung wirkt negativ auf Investitionen
Der starke Rückgang der Ausrüstungsinvestitionen (-2,4 %) ist allerdings ein Wermutstropfen, der zeigt, dass die strukturelle Schwäche der Investitionstätigkeit nicht überwunden ist. „Alles in allem hat die deutsche Wirtschaft zurzeit ordentlich Rückenwind – ohne das Brexit-Votum wäre ein deutlicher Aufschwung drin gewesen“, so Zeuner. Das Vereinigte Königreich, für deutsche Unternehmen ein bedeutender Markt, wird im kommenden Jahr nach der Prognose von KfW Research ein Wirtschaftswachstum von unter einem halben Prozent erreichen. Das bremst über den Exportkanal auch die deutsche Konjunktur, das hiesige Exportwachstum dürfte sich abkühlen. Dies umso mehr, da sich auch der Aufschwung in den anderen Ländern der Eurozone verlangsamt und ein weiterer wichtiger Handelspartner, die Türkei, nach dem Putsch-Versuch eine Phase verstärkter politischer Unsicherheit durchläuft. Die schwächere Exportentwicklung begrenzt auch das Aufwärtspotenzial bei den Unternehmensinvestitionen.
(KfW vom 24.08.2016/ Viola C. Didier)