• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Datenschutz: EuGH klärt Pflichten bei Betriebsvereinbarungen

06.01.2025

Arbeitsrecht, Meldung

Datenschutz: EuGH klärt Pflichten bei Betriebsvereinbarungen

Das Urteil des EuGH hebt die Bedeutung eines einheitlichen Datenschutzstandards in der EU hervor und stellt klar, dass Betriebsvereinbarungen keine Ausnahmen von den Grundprinzipien der DSGVO erlauben.

Beitrag mit Bild

©HNFOTO/fotolia.com

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat am 19.12.2024 (C-65/23) wichtige Grundsätze zur Verarbeitung personenbezogener Daten im Beschäftigungskontext klargestellt. Im Zentrum stand die Frage, ob Betriebsvereinbarungen bei der Verarbeitung von Beschäftigtendaten vollständig mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) übereinstimmen müssen und wie weit der gerichtliche Prüfungsrahmen reicht.

Zum Hintergrund des Falls

Der Fall betraf einen Arbeitnehmer (MK), der von seinem Arbeitgeber, der K GmbH, Schadensersatz für die unrechtmäßige Verarbeitung seiner personenbezogenen Daten verlangte. Die Datenübermittlung erfolgte im Rahmen einer Betriebsvereinbarung an ein cloudbasiertes Personalmanagementsystem. Der Kläger argumentierte, dass Daten außerhalb der vereinbarten Kategorien verarbeitet wurden und dies gegen die DSGVO verstoße.

Das Bundesarbeitsgericht legte dem EuGH mehrere Fragen vor, darunter: Müssen Betriebsvereinbarungen nicht nur Art. 88 DSGVO, sondern auch allgemeine Bestimmungen wie Art. 5, 6 und 9 DSGVO einhalten? Und: Inwieweit ist der Spielraum der Betriebsparteien bei der Datenverarbeitung gerichtlicher Kontrolle unterworfen?

Die Entscheidung des EuGH

Der EuGH entschied, dass nationale Regelungen und Kollektivvereinbarungen nach Art. 88 DSGVO auch die allgemeinen Vorgaben der DSGVO, insbesondere Art. 5 (Grundsätze der Datenverarbeitung), Art. 6 (Rechtmäßigkeit) und Art. 9 (besondere Datenkategorien), einhalten müssen. Dies umfasst insbesondere das Erforderlichkeitskriterium, wonach Datenverarbeitungen stets auf das notwendige Maß beschränkt sein müssen.

Die DSGVO strebt ein hohes und einheitliches Schutzniveau für personenbezogene Daten an. Öffnungsklauseln wie Art. 88 DSGVO dürfen nicht dazu führen, dass die Grundprinzipien der Verordnung umgangen werden.

Gerichtliche Überprüfung von Betriebsvereinbarungen

Der EuGH stellte klar, dass nationale Gerichte die Einhaltung der DSGVO durch Betriebsvereinbarungen umfassend überprüfen müssen. Die Parteien einer solchen Vereinbarung können zwar spezifische Regelungen treffen, die gerichtliche Kontrolle ist jedoch nicht eingeschränkt.

Betriebsparteien verfügen über Sachnähe, um die Erforderlichkeit der Datenverarbeitung zu beurteilen. Die richterliche Kontrolle bleibt jedoch erforderlich, um Missbrauch oder unverhältnismäßige Eingriffe in die Rechte der Betroffenen zu verhindern.

Auswirkungen des Urteils: Strengere Anforderungen an Betriebsvereinbarungen

Arbeitgeber und Betriebsräte müssen sicherstellen, dass alle Datenverarbeitungen den allgemeinen Vorgaben der DSGVO entsprechen. Betriebsvereinbarungen bieten keinen Schutz vor einer Prüfung nach Art. 5, 6 und 9 DSGVO.

Nationale Gerichte sind verpflichtet, auch die Erforderlichkeit von Datenverarbeitungen umfassend zu prüfen, selbst wenn diese durch eine Betriebsvereinbarung legitimiert erscheinen.

Das Urteil stärkt die Rechte der Beschäftigten und erhöht die Anforderungen an Transparenz und Datenminimierung im Beschäftigungskontext.


EuGH vom 19.12.2024 / RES JURA Redaktionsbüro (vcd)

Weitere Meldungen


Meldung

© Calado/fotolia.com


14.11.2025

BAG stärkt befristet Beschäftigte: Tarifnorm verstößt gegen Diskriminierungsverbot

Ein neues BAG-Urteil stärkt den Schutz befristet Beschäftigter und betont die unmittelbare Wirkung unionsrechtlich geprägter Diskriminierungsverbote im Arbeitsrecht.

weiterlesen
BAG stärkt befristet Beschäftigte: Tarifnorm verstößt gegen Diskriminierungsverbot

Meldung

©EtiAmmos/fotolia.com


14.11.2025

BGH stuft Ansprüche von Wirecard-Aktionären als nachrangig

Der BGH hat klargestellt, dass Ansprüche von Aktionären, die auf einer Täuschung beim Aktienkauf beruhen, insolvenzrechtlich nachrangig sind.

weiterlesen
BGH stuft Ansprüche von Wirecard-Aktionären als nachrangig

Steuerboard

Marcus Niermann / Oskar Meyn


13.11.2025

BFH: Keine Rechtsfähigkeit einer Schweizer Stiftung mit Verwaltungssitz in Deutschland – damit auch keine Erbersatzsteuer

Die deutsche Ersatzerbschaftsteuer fingiert alle 30 Jahre den Übergang des Vermögens einer Familienstiftung auf die nächste Generation (§ 1 Abs. 1 Nr. 4 ErbStG).

weiterlesen
BFH: Keine Rechtsfähigkeit einer Schweizer Stiftung mit Verwaltungssitz in Deutschland – damit auch keine Erbersatzsteuer

Haben wir Ihr Interesse für DER BETRIEB geweckt?

Sichern Sie sich das DER BETRIEB Gratis Paket: 4 Hefte + Datenbank