Aufgrund der guten Wirtschaftslage in Deutschland wurden erneut weniger Insolvenzen registriert. Im Jahr 2015 mussten 23.230 Unternehmen Insolvenz anmelden – 800 weniger als im Vorjahr. Das ist der niedrigste Wert seit der Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999.
Der Rückgang bei den Unternehmensinsolvenzen (-3,3 Prozent) hat sich allerdings deutlich verlangsamt (2014: -8,0 Prozent; 2013: -9,1 Prozent). In Teilbereichen der deutschen Wirtschaft ist wieder ein ansteigender Trend erkennbar – etwa im Verarbeitenden Gewerbe oder dem Bau. Bei den Verbraucherinsolvenzen kam es in diesem Jahr nochmals zu einem deutlichen Rückgang um 8,6 Prozent (2014: -5,4 Prozent). Auch die sonstigen Insolvenzen gingen zurück (-2,4 Prozent), nachdem es in den beiden Vorjahren noch zu einem Anstieg gekommen war (2013: +0,3 Prozent; 2014: +1,7 Prozent). Die Gesamtzahl aller erfassten Insolvenzen beläuft sich somit auf 126.200 Fälle (2014: 135.020; -6,5 Prozent) – der niedrigste Wert seit 2004.
Mehr Insolvenzen im Mittelstand
Die Schäden für die Insolvenzgläubiger verringerten sich auf 19,6 Mrd. Euro (2014: 26,1 Mrd. Euro), da es zu weniger großen Firmeninsolvenzen gekommen ist. Entsprechend sank auch die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze von 264.000 auf 225.000. In diesen Entwicklungen spiegelt sich auch wider, dass mittlerweile weitgehend Kleinstunternehmen mit höchstens fünf Beschäftigten (80,4 Prozent der Fälle) das Insolvenzgeschehen in Deutschland prägen.
Größere Unternehmen selten von Insolvenz betroffen
Einen höheren Anteil am Insolvenzgeschehen hatten in diesem Jahr aber Unternehmen mittlerer Größe (21 bis 50 Arbeitnehmer bzw. 51 bis 100 Arbeitnehmer). Dagegen waren größere Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern seltener unter den Insolvenzkandidaten zu finden. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich mit Blick auf die Umsatzgröße. So gab es mehr Insolvenzen bei Unternehmen mit 0,5 bis 5,0 Mio. Euro Umsatz (+2,1 Prozent), aber weniger Großinsolvenzen von Unternehmen mit mehr als 50 Mio. Euro Umsatz (-50,0 Prozent).
Insolvenzbetroffenheit von UG hoch
Bei einem insgesamt rückläufigen Insolvenzgeschehen zeigt sich gegen den Trend eine Zunahme der Insolvenzen bei jungen Unternehmen kurze Zeit nach der Gründung (+1,4 Prozent) sowie bei Unternehmen in der Altersgruppe 18 bis 19 Jahre (+6,5 Prozent) und auch bei älteren Unternehmen ab 20 Jahre (+0,8 Prozent). Weiter erhöht hat sich der Anteil der Unternehmergesellschaft (UG haftungsbeschränkt) am Insolvenzgeschehen in Deutschland. 7,5 Prozent (2014: 7,1 Prozent) aller in diesem Jahr gemeldeten Unternehmensinsolvenzen firmierten als UG. Die relative Insolvenzbetroffenheit dieser Rechtsform ist deutlich höher als die der GmbH.
(Creditreform, PM vom 08.12.2015 / Viola C. Didier)