26.11.2021

Steuerboard

Briefkastenfirmen

Es ist immer mal wieder von Briefkastenfirmen die Rede. So etwa bei den Pandora- oder Panama-Papers. Tatsächlich sind sie ein beliebtes Mittel von manchen Unternehmen, ihre Steuerzahlungen zu „gestalten“, was dann auch schon mal die Grenze zur Illegalität überschreiten kann. Briefkastenfirmen sind Gebilde, die rechtlich gesehen die Form eines Unternehmens haben, jedoch faktisch in der Regel keinen Geschäftsbetrieb verfolgen und stattdessen dem Zweck dienen, Vermögensgegenstände zu verwalten.

Nachhaltigkeitsbericht: Die Herausforderung erfolgreich meistern

Markus Hammer
Leiter Financial Services Tax & Legal bei PwC Deutschland

Prof. Dr. Andreas Suchanek
, HHL Leipzig Graduate School of Management

 

Komplexes Konstrukt: Briefkastenfirma

Nun sind Briefkastenfirmen – bislang – nicht verboten. Doch bereits die Bezeichnung als Briefkastenfirma lässt einen Sachverhalt in einem negativen Licht erscheinen. Im Leben der Mehrzahl der Menschen spielen Briefkastenfirmen keine Rolle und es fehlt oftmals die Vorstellungskraft, welche nachvollziehbaren (guten) Gründe es geben könnte, einen Vermögensgegenstand indirekt über eine dazwischengeschaltete „Struktur“ zu halten.

Nun ist juristisch niemand gezwungen, sein Vermögen einfach und transparent anzulegen. Auch gilt entsprechend Art. 49 AEUV die Niederlassungsfreiheit in der EU. Auch deshalb ist es rechtlich nicht einfach, Briefkastenfirmen zu verbieten. Die juristische Klärung, ob und unter welchen Bedingungen sie legal sind, wird vermutlich noch einige Zeit andauern. Doch aus ethischer Sicht lässt sich folgende Überlegung anstellen: Faktisch ist es wohl so, dass der weitaus größere Teil von Briefkastenfirmen illegalen oder illegitimen Zwecken dient, von der Steuerhinterziehung bis hin zur organisierten Kriminalität. Insofern ist es kein Zufall, dass der Begriff in der öffentlichen Diskussion stets einen Beigeschmack des (mindestens) Dubiosen hat. Daher muss ein Unternehmen, das eine Briefkastenfirma betreibt, mit Reputationsschäden rechnen, sofern diese Tatsache bekannt wird. Das setzt wiederum die Überlegung voraus, dass eine integre Firma nicht zu solchen Mitteln greift.

Gibt es Alternativen?

Nun mag das betreffende Unternehmen tatsächlich einen legalen, vielleicht auch legitimen Grund haben. Eine Doppelbesteuerung zu vermeiden oder Geschäftsgeheimnisse schützen zu wollen können so legale wie legitime Gründe darstellen. Die Frage ist indes, ob es nicht auch eine bessere – und aus ethischer Sicht weniger dubiose – Alternative gibt, das jeweilige Anliegen zu verfolgen. Auch der Gesetzgeber ist gefordert seinen Rechtsrahmen immer wieder zu hinterfragen und lokale Durchführungswege zu präsentieren, die effektiv sind.

Für involvierte Banken könnte es eine sinnvolle Maßnahme der Selbstbegrenzung sein, solche „Geschäftsmodelle“ nicht zu unterstützen. Immerhin stehen gerade Banken seit einiger Zeit unter erheblichem Druck, ihren Ruf einer vertrauenswürdigen Institution, die sich der gesellschaftlichen Funktion ihres Geschäfts bewusst ist und dieser verantwortungsvoll nachkommt, nachvollziehbar zu kommunizieren.

Fazit

Unternehmen, die sich Integrität auf die Fahnen schreiben, sollten sich eventuell noch einmal überlegen, ob sie das Konstrukt einer Briefkastenfirma nutzen wollen. Denn letzteres könnte durchaus als „red flag“ wahrgenommen werden.

Weitere Autoreninformationen:


, , ,

Weitere Meldungen


Meldung

©Ekaterina Pokrovsky/fotolia.com


08.12.2025

OLG Düsseldorf rügt CO2-Werbung von Eurowings

Das OLG Düsseldorf hat Eurowings verboten, mit CO2-Kompensation zu werben, wenn dadurch der falsche Eindruck einer klimaneutralen Flugreise entsteht.

weiterlesen
OLG Düsseldorf rügt CO2-Werbung von Eurowings

Meldung

©DOC RABE Media/fotolia.com


08.12.2025

Betriebliche Altersvorsorge: Bundestag beschließt Reformpaket

Das Zweite Betriebsrentenstärkungsgesetz bringt Verbesserungen für die bAV, z.B. durch neue Teilnahmemöglichkeiten und mehr Flexibilität beim Arbeitgeberwechsel.

weiterlesen
Betriebliche Altersvorsorge: Bundestag beschließt Reformpaket

Meldung

nx123nx/123rf.com


05.12.2025

EU-Kommission legt Plan für zukunftssichere hochwertige Arbeitsplätze vor

Die EU-Kommission bereitet ein Gesetz für hochwertige Arbeitsplätze vor und bezieht Sozialpartner aktiv in die erste Konsultationsphase ein.

weiterlesen
EU-Kommission legt Plan für zukunftssichere hochwertige Arbeitsplätze vor

Haben wir Ihr Interesse für DER BETRIEB geweckt?

Sichern Sie sich das DER BETRIEB Gratis Paket: 4 Hefte + Datenbank