19.11.2024

Meldung, Wirtschaftsrecht

BGH entscheidet über Scraping-Fälle

Der BGH hat sich mit der Frage befasst, welche Ansprüche Betroffenen zustehen, deren Daten im Rahmen eines sog. Scrapings von unbekannten Dritten erlangt und im Internet verbreitet wurden.

Beitrag mit Bild

©pixabay

Im Jahr 2021 wurden Daten von rund 533 Millionen Facebook-Nutzern öffentlich zugänglich gemacht. Die Daten stammten aus einem „Scraping“-Vorfall, bei dem unbekannte Dritte durch automatisierte Eingaben Telefonnummern mit Facebook-Profilen verknüpften und öffentlich einsehbare Daten extrahierten. Zu den betroffenen Daten des Klägers zählten Name, Geschlecht, Arbeitsstelle und seine Telefonnummer. Er warf Facebook vor, keine ausreichenden Sicherheitsmaßnahmen getroffen zu haben, und klagte auf Schadensersatz sowie Feststellung zukünftiger Schadensersatzpflichten.

Entscheidung der Vorinstanzen

Das Landgericht sprach dem Kläger 250 Euro Schadenersatz nach Art. 82 Abs. 1 DSGVO zu. Das Oberlandesgericht wies die Klage jedoch vollständig ab. Es argumentierte, der bloße Kontrollverlust über die Daten genüge nicht, um einen immateriellen Schaden anzunehmen. Auch konkrete psychische Beeinträchtigungen seien nicht substanziiert vorgetragen worden.

Die Entscheidung des Bundesgerichtshofs

Der BGH hob das Urteil des Oberlandesgerichts mit seinem Urteil vom 18.11.2024 (VI ZR 10/24) teilweise auf und bejahte das Feststellungsinteresse des Klägers hinsichtlich künftiger Schäden und hielt auch den Unterlassungsanspruch gegen die unzulässige Nutzung der Telefonnummer für zulässig. Ebenso wurde die Erstattung vorgerichtlicher Anwaltskosten anerkannt.

Der EuGH hat klargestellt, dass auch ein kurzzeitiger Verlust der Kontrolle über personenbezogene Daten einen immateriellen Schaden darstellen kann. Dafür bedarf es weder eines Nachweises der missbräuchlichen Datenverwendung noch anderer spürbarer negativer Folgen. Für den bloßen Kontrollverlust sah der BGH in diesem Fall eine Entschädigung von 100 Euro als rechtlich vertretbar an. Er wies das Berufungsgericht an, dies im weiteren Verfahren zu berücksichtigen.

Auswirkungen und Ausblick

Mit dem Urteil stärkt der BGH die Rechte von Betroffenen in Datenschutzfällen. Es zeigt, dass der Verlust der Kontrolle über personenbezogene Daten auch ohne konkrete Schäden Ersatzansprüche begründen kann. Für Unternehmen bedeutet dies eine höhere Haftungsgefahr bei Datenschutzverstößen und die Notwendigkeit, präventive Maßnahmen zu ergreifen. Das Verfahren war ein Leitentscheidungsverfahren (wir berichteten).


BGH vom 18.11.2024 / RES JURA Redaktionsbüro

Weitere Meldungen


Meldung

©Ekaterina Pokrovsky/fotolia.com


08.12.2025

OLG Düsseldorf rügt CO2-Werbung von Eurowings

Das OLG Düsseldorf hat Eurowings verboten, mit CO2-Kompensation zu werben, wenn dadurch der falsche Eindruck einer klimaneutralen Flugreise entsteht.

weiterlesen
OLG Düsseldorf rügt CO2-Werbung von Eurowings

Meldung

©DOC RABE Media/fotolia.com


08.12.2025

Betriebliche Altersvorsorge: Bundestag beschließt Reformpaket

Das Zweite Betriebsrentenstärkungsgesetz bringt Verbesserungen für die bAV, z.B. durch neue Teilnahmemöglichkeiten und mehr Flexibilität beim Arbeitgeberwechsel.

weiterlesen
Betriebliche Altersvorsorge: Bundestag beschließt Reformpaket

Meldung

nx123nx/123rf.com


05.12.2025

EU-Kommission legt Plan für zukunftssichere hochwertige Arbeitsplätze vor

Die EU-Kommission bereitet ein Gesetz für hochwertige Arbeitsplätze vor und bezieht Sozialpartner aktiv in die erste Konsultationsphase ein.

weiterlesen
EU-Kommission legt Plan für zukunftssichere hochwertige Arbeitsplätze vor

Haben wir Ihr Interesse für DER BETRIEB geweckt?

Sichern Sie sich das DER BETRIEB Gratis Paket: 4 Hefte + Datenbank