• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • BFH: Steuerrechtliche Bewertung unentgeltlicher Wärmelieferungen

07.11.2024

Meldung, Steuerrecht

BFH: Steuerrechtliche Bewertung unentgeltlicher Wärmelieferungen

Der BFH entschied, dass unentgeltliche Wärmelieferungen an andere Unternehmer als unentgeltliche Zuwendungen gelten und steuerlich nach den Selbstkosten zu bemessen sind. Dies betrifft besonders Fälle, in denen eine Unternehmerin ohne Entgelt Wärme aus einem Blockheizkraftwerk (BHKW) zur Verfügung stellt.

Beitrag mit Bild

©stockWERK/fotolia.com

Die Klägerin, Betreiberin eines BHKW, nutzte den erzeugten Strom gewinnbringend und stellte die entstehende Wärme einem Unternehmer für die Holztrocknung und einer GbR zur Spargelfeldbeheizung unentgeltlich zur Verfügung. Das Finanzamt sah dies als unentgeltliche Zuwendung nach § 3 Abs. 1b UStG und legte die Bemessungsgrundlage anhand der Selbstkosten fest.

Die Entscheidung des BFH

Der BFH stellte mit Urteil vom 04.09.2024 (XI R 15/24, XI R 17/20) klar, dass die kostenlose Abgabe der Wärme eine steuerpflichtige Zuwendung im Sinne des § 3 Abs. 1b UStG darstellt. Hierbei wird die Abgabe der Wärme steuerlich einer Lieferung gegen Entgelt gleichgestellt.

Da kein Marktpreis für die abgegebene Wärme vorliegt, wurde die Bemessungsgrundlage nach den Selbstkosten gemäß § 10 Abs. 4 UStG angesetzt. Der EuGH bestätigte in einem Vorabentscheidungsverfahren vom 25.04.2024 (C-207/23), dass auch indirekt zurechenbare Kosten wie Finanzierungsaufwendungen einzubeziehen sind.

Schätzverfahren zur Aufteilung der Selbstkosten

Der BFH unterstützt die Anwendung der „Marktwertmethode“ zur Bestimmung der Bemessungsgrundlage. Diese Methode stellt auf lokale Marktpreise ab und erlaubt einen fairen Kostenvergleich für die Ermittlung der Selbstkosten, sofern es keine Fernwärmenetze oder vergleichbare Marktpreise gibt.

Laut EuGH bleibt es Aufgabe des Unternehmers, die Bemessungsgrundlage zu berechnen und entsprechende Nachweise im Rahmen der Steuererklärung zu erbringen. Das Finanzamt überprüft im Anschluss die Angemessenheit.

Fazit und Bedeutung des Urteils

Der BFH stellte klar, dass unentgeltliche Wärmelieferungen als steuerpflichtige Zuwendungen gelten und nach den Selbstkosten zu bemessen sind, wobei auch indirekte Kosten einzubeziehen sind. Dieses Urteil verdeutlicht, wie auch scheinbar unternehmensinterne Leistungen steuerlich relevant werden können, und gibt klare Leitlinien zur Berechnung der Bemessungsgrundlage solcher unentgeltlichen Zuwendungen.


BFH vom 07.11.2024 / RES JURA Redaktionsbüro

Weitere Meldungen


Meldung

©Zerbor/fotolia.com


19.11.2025

Nachzahlungszinsen bei Umsatzsteuer: Billigkeit vor Bürokratie

Bei Nachzahlungszinsen infolge eines vom Finanzamt mitverursachten Rechtsirrtums kann ein Erlass aus sachlichen Billigkeitsgründen gerechtfertigt sein.

weiterlesen
Nachzahlungszinsen bei Umsatzsteuer: Billigkeit vor Bürokratie

Meldung

©ChristianMüller/fotolia.com


19.11.2025

Wechselkurse: Änderungen zu IAS 21

Der IASB hat klargestellt, wie Unternehmen Abschlüsse umrechnen müssen, wenn die Darstellungswährung in einem Hochinflationsland liegt.

weiterlesen
Wechselkurse: Änderungen zu IAS 21

Meldung

tanaratgraphy/123rf.com


18.11.2025

DStV zur Vereinfachung von Nachhaltigkeitspflichten

Mit der verabschiedeten Position zum Omnibus-I-Paket will das EU-Parlament Unternehmen gezielt von übermäßiger Bürokratie entlasten.

weiterlesen
DStV zur Vereinfachung von Nachhaltigkeitspflichten

Haben wir Ihr Interesse für DER BETRIEB geweckt?

Sichern Sie sich das DER BETRIEB Gratis Paket: 4 Hefte + Datenbank