Seit der Wiedervereinigung waren noch nie so viele Menschen in Beschäftigung. Die Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden, sind sehr groß – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Gründungstätigkeit: Die Anzahl der Existenzgründer ist auf neuem Tiefstand.
Im Jahr 2016 begannen nur noch 166.000 Menschen eine beruflich selbstständige Tätigkeit, weil sie keine bessere Erwerbsalternative hatten. Das sind 40.000 „Notgründer“ weniger als 2015. Die gute Arbeitsmarktlage setzte auch den Chancengründern zu: 310.000 Menschen wagten den Schritt in die Selbständigkeit, weil sie in ihrer Idee eine große Chance auf unternehmerischen Erfolg sehen. Weitere 196.000 Menschen machten sich aus anderen Gründen selbstständig, etwa zur Selbstverwirklichung. „Insgesamt können wir mit nur 672.000 Gründern in Deutschland nicht zufrieden sein“, kommentiert Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe den KfW-Gründungsmonitor 2017. „Zur steten Erneuerung unserer Volkswirtschaft benötigen wir vor allem mehr Chancengründer, die häufiger Marktneuheiten an den Start bringen und daher eine enorme Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands haben.“
Jeder sechste ist ein Wachstumsgründer
Die Gründerquote (= jährlicher Anteil an Existenzgründern an der Bevölkerung im Alter von 18-64 Jahren) fiel von 1,5 % auf 1,3 %. Wie in den Vorjahren starteten sieben von zehn Gründern im Dienstleistungsbereich, gefolgt von 16 % im Handel und 12 % im Produzierenden Gewerbe. Der im Vorjahr zum ersten Mal erfasste Wert zum Anteil der digitalen Gründern hat sich bestätigt: Jeder fünfte Gründer startete auch im Jahr 2016 mit einem Angebot, das nur durch den Einsatz von digitaler Technologie nutzbar ist. „Eine einmal produzierte App kann sowohl an einen als auch an 100.000 Kunden verkauft werden. Darin liegt für viele digitale Gründer eine große Chance auf schnelleres Wachstum“, so Zeuner. Ein Viertel der „digitalen“ Gründer, ist „wachstumsorientiert“, dagegen will nur jeder sechste nicht-digitale Gründer „so groß wie möglich“ werden.
Gründungen werden kapitalintensiver
So vielfältig wie die Gründer selbst – Voll-/Nebenerwerb, Solo/Team, digital, innovativ, wachstumsorientiert – sind auch ihre Finanzierungsbedarfe: Knapp jeder zehnte Gründer startet ohne auf Sach- oder Finanzkapital zurückzugreifen. Zwei von drei Gründern setzt allerdings Finanzmittel ein, zumeist ausschließlich eigene Mittel (39 %). Knapp jeder vierte Gründer greift aber auf externe Mittel Dritter zurück (24 %, Bankdarlehen, Freunde/Familie etc.). Seit dem Jahr 2013 hat sich der Anteil von Gründern, die sich mehr als 25.000 Euro von externen Kapitalgebern beschaffen, verdoppelt. Im Jahr 2016 war jeder zehnte Gründer mit mehr als 25.000 Euro von externen Kapitalgebern ausgestattet. „Existenzgründungen werden eindeutig kapitalintensiver“, meint Zeuner. „Es ist daher umso wichtiger, dass gute Geschäftsideen der verhältnismäßig wenigen Gründer nicht an der Finanzierung scheitern.“
Prognose: Aufwind in 2017
Für das Jahr 2017 wird ein Ende der Talfahrt der Gründungsaktivität erwartet. Arbeitsmarktseitig wird die positive Entwicklung zwar weitergehen, der Rückgang der Erwerbslosenquote wird sich voraussichtlich aber verlangsamen. Die konjunkturelle Sogwirkung wird somit leicht überwiegen und wieder mehr Menschen – ermuntert durch die stabile konjunkturelle Entwicklung – ihre Geschäftsidee in ein Unternehmen umsetzen.
(KfW, PM vom 30.05.2017/ Viola C. Didier)