25.11.2025

Arbeitsrecht, Meldung

Bereitschaft zur Weiterbildung stagniert

Deutschland entfernt sich deutlich von den Weiterbildungszielen der Europäischen Union: 65 % der Arbeitnehmenden sollten sich jedes Jahr weiterbilden. Hierzulande plant aber nur etwa die Hälfte der Beschäftigten eine Weiterbildung. Die Aussichten auf mehr Gehalt und Aufstieg sind ihnen zu gering.

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KI, Nachhaltigkeitsziele und demografischer Wandel verändern die Anforderungen am Arbeitsmarkt. Das führt in manchen Branchen bereits zu einem substanziellen Personalabbau, in anderen zu immer größeren Fachkräftelücken. Weiterbildung ist ein zentrales Instrument, um in dieser Situation Arbeitskräfte fit zu machen für die Transformation des Arbeitsmarkts und um die entstehenden Lücken zu schließen. Doch nur 50,7 % der Arbeitnehmer:innen, die im Auftrag der Bertelsmann Stiftung in einer Studie repräsentativ befragt wurden (2.641 Befragte), planen in den nächsten zwölf Monaten eine Weiterbildung. „Der technologische Wandel nimmt immer mehr Geschwindigkeit auf, gleichzeitig stagniert die Bereitschaft zur Weiterbildung. Das ist eine Hypothek für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, sagt unser Weiterbildungsexperte und Studienautor Martin Noack.

Anreize für die Beschäftigten fehlen

Insbesondere Beschäftigte mit umfangreichen Bildungserfahrungen sind offen für eine Weiterbildung. Von denjenigen, die in den nächsten zwölf Monaten eine Weiterbildung planen, haben gut drei Viertel (77 %) schon im Vorjahr an einer Weiterbildung teilgenommen. Knapp 40 % haben einen akademischen Abschluss und mehr als die Hälfte hat die Schule mit der (Fach-)Hochschulreife verlassen (52 %).

Von denjenigen, die in den nächsten zwölf Monaten keine Weiterbildung planen, haben im Vorjahr nur 23 % an einer Weiterbildung teilgenommen. Nur 13 % haben einen akademischen Berufsabschluss und mehr als die Hälfte (52 %) hat die Schule mit einem Hauptschulabschluss verlassen. Ihnen fehlt es vor allem an Anreizen: 30 % vermissen eine Aussicht auf mehr Gehalt und 26,8 % eine Perspektive auf beruflichen Aufstieg. In dieser Gruppe sind Geringqualifizierte deutlich überrepräsentiert. Mit 25 % haben hier nahezu dreimal so viele keinen Berufsabschluss, wie bei den Beschäftigten mit Weiterbildungsplänen, wo es nur 9 % sind.  Gerade für Geringqualifizierte eröffnen insbesondere Teilqualifikationen die vermissten Aufstiegsperspektiven.

Ein Berufsbildungsscheck bringt Weiterbildung für alle voran

Neben Anreizen und Informationen fehlt es vielen Beschäftigten aber auch an Zeit und Geld. Jeder/jedem Vierten mit Weiterbildungsplänen (25,3 %) sind die Kosten für eine weitere Weiterbildung zu hoch, über zu wenig Zeit klagt mehr als jede:r Fünfte (21,4 %). Mittelfristig könnte eine geförderte Bildungs(teil)zeit Abhilfe schaffen. Kurzfristig sollte der Bildungsurlaub bekannter gemacht und bei klarem beruflichem Fokus finanziell gefördert werden. Eine Ergänzung dieses Angebots um einen bundesweiten Berufsbildungsscheck, der sozial gestaffelt die Kosten deckt, könnte die von der Bundesregierung geplante Weiterbildungsoffensive mit Leben füllen.

Die Förderung der Weiterbildung ist aber auch eine Aufgabe der Unternehmen. Eine Weiter-bildungsoffensive darf sich daher nicht allein an Beschäftigte wenden. In Summe sehen knapp zwei Drittel der Beschäftigten (60,8 %) eine oder sogar mehrere Barrieren in der Unternehmenskultur: Besonders häufig wird kritisiert, dass Weiterbildung in den Unternehmen als persönliche Angelegenheit und nicht als Teil der Arbeit angesehen wird. Weitere Kritikpunkte sind die mangelnde Unterstützung durch die Vorgesetzten und das Fehlen einer systematischen Planung der Weiterbildung.


Bertelsmann Stiftung vom 24.11.2025 / RES JURA Redaktionsbüro (vcd)

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