Im November können sich viele Beschäftigte wieder über Weihnachtsgeld freuen. Mit 55 % erhält etwas mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer in Deutschland diese Jahressonderzahlung, zeigt die aktuelle Auswertung des WSI-Tarifarchivs der Hans-Böckler-Stiftung.
Die Chance, Weihnachtsgeld zu erhalten, ist dabei unter den verschiedenen Beschäftigtengruppen sehr ungleich verteilt. „Entscheidend ist vor allem die Frage“, so der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Prof. Dr. Thorsten Schulten, „ob die Beschäftigten in einem tarifgebundenen Unternehmen arbeiten oder nicht.“ Während 77 % aller Beschäftigten in Betrieben mit Tarifvertrag Weihnachtsgeld bekommen, sind es in Betrieben ohne Tarifvertrag lediglich 42 %.
West/Ost-gefälle besteht noch immer
Nach wie vor gibt es bedeutsame Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. In Westdeutschland bekommen 56 %, in Ostdeutschland nur 42 % der Beschäftigten Weihnachtsgeld. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Tarifbindung in Ostdeutschland deutlich niedriger ist als im Westen.
Gender Pay Gap auch an Weihnachten
Frauen erhalten seltener Weihnachtsgeld als Männer. Bei den Frauen sind es 49 %, bei den Männern dagegen 57 %. Auch hier spielt die Tarifbindung eine wichtige Rolle: Frauen arbeiten häufiger als Männer in Branchen wie z.B. dem Einzelhandel, wo die Tarifbindung in den letzten Jahren besonders stark zurückgegangen ist. Bei Vollzeitbeschäftigten ist der Erhalt von Weihnachtsgeld außerdem mit 56 % deutlich wahrscheinlicher als bei Teilzeitbeschäftigten, von denen nur 45 % eine entsprechende Sonderzahlung erhalten.
Und wer bekommt was?
Ein vergleichsweise hohes Weihnachtsgeld erhalten unter anderem die Beschäftigten im Bankgewerbe, in der Süßwarenindustrie, in der Chemieindustrie, in der Druckindustrie, in der Papier und Pappe verarbeitenden Industrie sowie in der Textilindustrie (Westfalen), bei denen die Jahressonderzahlung zwischen 95 bis 100 % eines Monatseinkommens liegt. Es folgen unter anderem die Bereiche Versicherungen (80 %), Einzelhandel (West: vorwiegend 62,5 %) sowie Metallindustrie (überwiegend 55 %). Im öffentlichen Dienst (Gemeinden, West) beträgt das Weihnachtsgeld je nach Vergütungsgruppe zwischen 52 und 80 % in Westdeutschland und zwischen 39 und 60 % in Ostdeutschland.
(Hans-Böckler-Stiftung, PM vom 13.11.2018 / Viola C. Didier, RES JURA Redaktionsbüro)