Die deutsche Wirtschaft setzt ihren moderaten Aufschwung fort – trotz erheblicher weltwirtschaftlicher Unsicherheit angesichts von Brexit, Präsidentenwechsel in den USA und schleppender wirtschaftlicher Erholung in den Schwellenländern.
Zu diesem Ergebnis kommt die neue Konjunkturprognose vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Im Jahresdurchschnitt 2017 wächst die deutsche Wirtschaft um 1,2 Prozent, nach 1,8 Prozent in diesem Jahr. Die scheinbare Abschwächung beruht in erster Linie auf der geringeren Zahl an Arbeitstagen im kommenden Jahr. Die Dynamik des Wachstums geht hingegen nicht zurück.
Steigende Ölpreise hemmen Wachstum 2017 leicht
Gegenüber seiner Vorhersage vom September senkt das IMK die Wachstumsprognose für 2016 und 2017 jeweils minimal um 0,1 Prozentpunkte. Die geringfügige Rücknahme in diesem Jahr begründen die Forscher mit der schwächeren Exportentwicklung in der zweiten Jahreshälfte. Die leichte Reduzierung im kommenden Jahr ergibt sich aus der Erwartung, dass die Verbraucherpreise nach den Beschlüssen der OPEC-Länder 2017 wegen der steigenden Ölpreise etwas stärker steigen werden als bislang prognostiziert (1,5 Prozent statt 1,2 Prozent). Daher werden die realen Einkommenszuwächse etwas niedriger ausfallen und der private Konsum etwas schwächer zulegen.
Sorgenkind Investitionen
Sorgenkind der Wirtschaftsentwicklung bleiben die Investitionen. Die Unsicherheit über den weiteren Ablauf des Brexit und eine mögliche Neuorientierung der US-Wirtschaftspolitik dürften nach Erwartung der Forscher verhindern, dass deutsche Unternehmen ihre Ausrüstungsinvestitionen deutlich verstärken. Allerdings sehen die Konjunkturexperten auch leicht positive Signale. So sei die Kapazitätsauslastung im Verarbeitenden Gewerbe mittlerweile auf dem höchsten Stand seit 2008, die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft bleibe hoch. „Damit dürften für die Unternehmen Erweiterungen ihrer Produktionskapazitäten wieder dringlicher werden“, schreibt das IMK – zumal die Zinsen äußerst niedrig bleiben werden.
(Hans-Böckler-Stiftung, PM vom 20.12.2016/ Viola C. Didier)