Nach einer spürbaren Aufhellung bis Anfang April haben sich die Konjunkturaussichten in den vergangenen Wochen wieder deutlich eingetrübt. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit in eine Rezession gerät, ist gestiegen. Für den Zeitraum von Mai bis Ende Juli 2016 weist der IMK-Indikator, der die wichtigsten Informationen über die aktuelle Wirtschaftslage bündelt, eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von 38,8 Prozent aus. Im April betrug das Rezessionsrisiko noch 26,2 Prozent. Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator hat damit zum zweiten Mal in diesem Jahr von „grün“ auf „gelb“ (erhöhte Unsicherheit bei Werten über 30 Prozent) geschaltet.
Brexit und Griechenland-Krise sorgen für Unsicherheit
„Die kräftige Binnenkonjunktur hält die deutsche Wirtschaft auf einem Wachstumspfad. Das haben kürzlich die guten BIP-Zahlen für das erste Quartal bestätigt. Es gelingt uns aber trotz dieses Rückenwinds bislang nicht, uns von den außenwirtschaftlichen, insbesondere europäischen, Unsicherheiten zu lösen“, erklärt Prof. Dr. Gustav A. Horn, der wissenschaftliche Direktor des IMK. „Die Möglichkeit eines Brexit und die Diskussionen, wie es in Griechenland weitergeht, schlagen sich indirekt auch in unseren Indikator-Werten nieder.“
Prognose: Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent
Den Anstieg der Rezessionswahrscheinlichkeit erklären die Wissenschaftler des IMK unter anderem damit, dass sich zuletzt Stimmungsindikatoren verschlechtert haben. Zudem waren die Auftragseingänge aus dem Inland rückläufig. Positive Signale kamen hingegen von den Auslandsaufträgen, die zulegten. Unter dem Strich gehen die Forscher weiter davon aus, dass die deutsche Konjunktur ihren moderaten Aufschwung fortsetzt. In ihrer aktuellen Konjunkturprognose rechnen sie mit einem Wirtschaftswachstum von jeweils 1,5 Prozent in diesem und im kommenden Jahr.
(Hans-Böckler-Stiftung vom 19.05.2016/ Viola C. Didier)