Bei Berufen mit Fachkräfteengpässen gibt es deutliche Geschlechterunterschiede. Besonders betroffen sind männertypische Berufe, während Berufe mit einem ausgeglichenen Verhältnis von weiblichen und männlichen Fachkräften viel seltener Engpässe aufweisen.
Die Studie „Fachkräfteengpässe in Unternehmen – Geschlechterunterschiede in Engpassberufen“ des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) identifiziert für den Zeitraum von August 2011 bis April 2015 in 96 Berufen anhaltende Fachkräfteengpässe. Hiervon sind 64 Berufe „männertypisch“ und 17 „frauentypisch“. Die Kategorisierung „männertypisch“ bzw. „frauentypisch“ heißt in diesem Zusammenhang: über 70 Prozent der Beschäftigten in den jeweiligen Berufen sind männlich bzw. weiblich.
„Männerberufe“ sind häufiger vom Fachkräftemangel betroffen
Bei so genannten männertypischen Engpassberufen handelt es sich insbesondere um Tätigkeiten aus dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich, wie Mechatronik, Automatisierungstechnik oder Informatik. Unternehmen sollten hier verstärkt weibliche Fach- und Nachwuchskräfte anwerben, um offene Stellen zu besetzen, rät der Sebastian Bußmann, Berufsforscher am IW Köln. Auch Teilzeitstellen könnten hier Anreize für Mitarbeiterinnen schaffen, die sich neben der Arbeit auch ihrer Familie widmen wollen. „Mit Telearbeit, Arbeitszeitkonten und Vertrauensarbeit können die Unternehmen deshalb ihre Attraktivität für beide Geschlechter erhöhen“, so Bußmann.
Teilzeitbeschäftigte sollten Arbeitszeiten ausbauen
Fast alle frauentypischen Berufe, in denen es besonders viele unbesetzte Stellen gibt, gehören zum Berufsfeld Gesundheit, Soziales und Bildung – insbesondere Jobs in der Gesundheits- und Altenpflege mit einem Frauenanteil vom 80 Prozent sind betroffen. Zudem arbeitet fast jeder zweite Beschäftigte in Engpassberufen dieses Berufsfelds in Teilzeit. „Selbst wenn nur ein Teil von ihnen die Arbeitszeit aufstocken wollte und könnte, würde das die Engpässe deutlich reduzieren“, erklärt Bußmann. Deshalb sei es wichtig, dass die Kinderbetreuung an Kindertagesstätten und Schulen weiter ausgebaut wird, um vor allem Müttern die Möglichkeit zu geben, mehr zu arbeiten.
(BMWi / IW Köln / Viola C. Didier)