Die deutsche Wirtschaft befindet sich im dritten Jahr der Rezession, was zunehmend auch den Arbeitsmarkt belastet. Seit 2022 ist die Zahl der Arbeitslosen um etwa 500.000 gestiegen, und erstmals stagniert auch das Wachstum der Erwerbstätigkeit. Die Stimmungslage der Beschäftigten ist daher ein wichtiger Indikator für die gesellschaftliche Wahrnehmung dieser Entwicklung.
IW-Befragung: Optimismus trotz angespannter Lage
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) befragt jährlich rund 5.000 Beschäftigte zu ihrer Einschätzung der Arbeitsmarktsituation. Dabei werden drei Gruppen unterschieden:
- Optimisten: Fürchten keinen Arbeitsplatzverlust.
- Wechsler: Rechnen mit Jobverlust, glauben aber, leicht eine neue Stelle zu finden.
- Pessimisten: Fürchten Jobverlust und glauben nicht an eine einfache Neuorientierung.
Der IW-Umfrage 2025 nach bleibt der Anteil der Pessimisten mit rund 5 % stabil. Der Anteil der Wechsler sinkt jedoch deutlich von 9 % auf 5 %. Zugleich steigt der Anteil der Optimisten auf 89 % – ein überraschender Anstieg angesichts der gesamtwirtschaftlichen Lage.
Industrie besonders pessimistisch
Insbesondere in der Industrie ist der Anteil der Pessimisten mit knapp 8 % überdurchschnittlich hoch; gerade in einem Sektor, der aktuell stark von Arbeitsplatzabbau betroffen ist. Viele dieser Beschäftigten sorgen sich vor allem darum, dass technologische Entwicklungen ihre Qualifikationen entwerten könnten. Diese Befürchtung teilen 53 % der Pessimisten, aber nur 17 % der Optimisten.
Realistische Wahrnehmung der allgemeinen Lage
Trotz persönlichem Optimismus erkennen die Beschäftigten die kritische Gesamtlage: Auf einer Skala von -10 bis +10 schätzen alle drei Gruppen die Arbeitsmarktlage 2025 schlechter ein als im Vorjahr. Besonders bei den Pessimisten fällt der Median von -1 (2024) auf -3 (2025). Auch bei den Optimisten zeigt sich ein negativer Trend, und Wechsler korrigieren ihre bisher positive Einschätzung auf neutral.
Erklärung für das Stimmungsbild
Die Kluft zwischen pessimistischer Gesamtwahrnehmung und persönlicher Zuversicht könnte mit stabilen Arbeitsverhältnissen zusammenhängen. Zwar ist die Chance, aus der Arbeitslosigkeit heraus wieder eine Stelle zu finden, aktuell historisch niedrig. Das Risiko, den eigenen Job zu verlieren, bleibt jedoch konstant, was das Gefühl persönlicher Sicherheit erklären könnte.