• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • BFH: Verzögerter Erbschein schützt nicht vor Zinslast

02.07.2025

Meldung, Steuerrecht

BFH: Verzögerter Erbschein schützt nicht vor Zinslast

Der Bundesfinanzhof (BFH) bestätigt erneut die strikte Anwendung der Abgabenordnung in Sachen Nachzahlungszinsen. Eine lange Dauer des Erbscheinverfahrens schützt Erben nicht vor der Zinslast.

Beitrag mit Bild

©stadtratte/fotolia.com

Auch eine jahrelange Verzögerung durch ein Erbscheinverfahren schützt nicht vor Nachzahlungszinsen, stellt der Bundesfinanzhof (BFH) mit Urteil vom 09.04.2025 (X R 12/21) klar. Im Streitfall hatte ein Erbe wegen langwieriger Streitigkeiten um die Testierfähigkeit des Erblassers erst 2018, sechs Jahre nach dem Todesfall, einen Erbschein erhalten. Erst danach konnte das Finanzamt seine Einkommensteuerbescheide für die Jahre 2012 bis 2017 erstellen. Diese enthielten erhebliche Nachzahlungszinsen, da dem Erben Einkünfte aus dem Nachlass zugerechnet wurden.

Keine Unbilligkeit wegen fehlender Einflussmöglichkeiten

Der Erbe beantragte den Erlass der Zinsen in Höhe von 33.752 €, da er während des Erbscheinverfahrens keine Verfügungsmacht über den Nachlass hatte. Das Finanzamt lehnte den Antrag ab. Auch das Finanzgericht wies die Klage ab und nun auch der BFH. Er betont im Urteil, dass Zinsen nach § 233a AO grundsätzlich auch dann erhoben werden dürfen, wenn ein Grundlagenbescheid (wie hier zur Erbauseinandersetzung) erst Jahre später ergeht. Es kommt nicht darauf an, ob der Steuerpflichtige die Steuer früher hätte zahlen können oder ob er tatsächlich einen wirtschaftlichen Vorteil aus der Verzögerung hatte. Entscheidend sei allein der gesetzlich typisierte Liquiditätsvorteil.

Auch die fehlende Möglichkeit zur Schätzung der Besteuerungsgrundlagen vor Erlangung des Erbscheins begründet keine „sachliche Unbilligkeit“, die einen Erlass rechtfertigen könnte. Der Gesetzgeber habe für solche Fälle, anders als bei rückwirkenden Ereignissen, bewusst keine Sonderregelung geschaffen.

Keine Billigkeitskorrektur trotz Härte

Zwar erkannte der BFH an, dass der Kläger die Steuerschuld tatsächlich erst nach Erlangung des Erbscheins ausgleichen konnte. Dennoch sei die Anwendung der Zinspflicht rechtens. Eine Billigkeitskorrektur würde das gesetzliche Konzept des § 233a AO unterlaufen.

Fazit

Der Bundesfinanzhof stellte klar: Selbst bei jahrelangen Erbschaftsstreitigkeiten besteht kein Anspruch auf Erlass von Nachzahlungszinsen. Entscheidend ist nicht, ob ein wirtschaftlicher Vorteil tatsächlich bestand; es zählt der gesetzlich vermutete Zinsvorteil durch spätere Steuerzahlung. Ein wichtiger Hinweis für alle Erben in komplexen Nachlassverfahren.


BFH vom 26.06.2025 / RES JURA Redaktionsbüro (vcd)

Weitere Meldungen


Meldung

©jirsak/123rf.com


05.09.2025

Neue Vorgaben für Werbung mit Umweltaussagen

Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf beschlossen, der neue Vorgaben für Werbung mit Umweltaussagen beinhaltet.

weiterlesen
Neue Vorgaben für Werbung mit Umweltaussagen

Meldung

tanaratgraphy/123rf.com


05.09.2025

Bundesregierung beschließt Änderung des Lieferkettengesetzes

Die Bundesregierung unterstützt die EU-Forderung nach ambitioniertem Bürokratierückbau und schafft die Berichtspflicht über die Einhaltung der Sorgfaltspflichten ab.

weiterlesen
Bundesregierung beschließt Änderung des Lieferkettengesetzes

Rechtsboard

Benjamin Onnis, Lena Grebe


04.09.2025

Homeoffice individualvertraglich gestalten

Die Arbeit im „Homeoffice“ ist inzwischen ein fester Bestandteil des Arbeitsalltags der meisten Unternehmen. Der Begriff selbst ist gesetzlich nicht definiert, sodass in der Vertragsgestaltung bisweilen zahlreiche individuelle Modelle und Regelungen existieren.

weiterlesen
Homeoffice individualvertraglich gestalten

Haben wir Ihr Interesse für DER BETRIEB geweckt?

Sichern Sie sich das DER BETRIEB Gratis Paket: 4 Hefte + Datenbank