Unternehmen in Deutschland wappnen sich häufig mit Cyberversicherungen gegen mögliche Schäden durch Cyberkriminalität. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Befragung des ZEW Mannheim, an der sich von Mitte März bis Mitte April 2025 rund 1.200 Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes und der Informationswirtschaft mit Sitz in Deutschland beteiligt haben. „Fast jedes zweite Unternehmen in den von uns untersuchten Branchen verfügt über eine Cyberversicherung, um sich gegen Cyberangriffe und dadurch verursachte Schäden abzusichern. Je nach Branche und Unternehmensgröße variiert die Verbreitung solcher Versicherungen dennoch teils deutlich“, kommentiert Dr. Daniel Erdsiek, Leiter der Befragung aus dem ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“, die Ergebnisse. Cyberversicherungen können bei betroffenen Unternehmen im Schadensfall die Kosten für Eigen- und Drittschäden tragen und durch IT-Experten, Anwälte und PR-Spezialisten unterstützen.
Größere Unternehmen häufiger versichert
Die Anzahl der Cyberattacken, denen sich Unternehmen ausgesetzt sehen, steigt seit Jahren kontinuierlich an. Die Ursachen für die gestiegene Bedrohungslage sind vielfältig: Beispielsweise führen geopolitische Spannungen zu staatlich unterstützten Cyberangriffen, fortschrittliche Techniken stehen zunehmend für kriminelle Akteure zur Verfügung oder auch die erhöhte Verbreitung flexibler Arbeitsmodelle wie die Arbeit im Homeoffice lässt zusätzliche Einfallstore für Attacken entstehen.
In der Informationswirtschaft hat etwa die Hälfte der Unternehmen eine Cyberversicherung abgeschlossen. Dabei steigt die Verbreitung entsprechender Versicherungen mit der Unternehmensgröße. „Bei den großen Unternehmen mit mindestens 100 Beschäftigten verfügen etwa zwei Drittel über eine Cyberversicherung. Bei den mittleren Unternehmen mit 20 bis 99 Beschäftigten sind es noch 59 %, während der Anteil bei kleinen Unternehmen mit 46 % deutlich geringer ausfällt“, erklärt Dr. Thomas Niebel, ebenfalls Wissenschaftler im Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“ und Ko-Autor der Studie. Die höhere Nutzungsrate von Cyberversicherungen bei größeren Unternehmen ist insofern plausibel, weil sie häufiger zum Ziel von Cyberattacken werden. Über alle Größenklassen hinweg plant etwa jedes fünfte Unternehmen künftig eine Cyberversicherung abzuschließen.
Höchste Nutzungsrate in der Chemie- und Pharmaindustrie
Im Vergleich zur Informationswirtschaft variiert die Verbreitung von Cyberversicherungen im Verarbeitenden Gewerbe noch stärker mit der Unternehmensgröße. Nur etwa ein Drittel der kleinen Unternehmen mit fünf bis 19 Beschäftigten verfügt derzeit über eine solche Versicherung. Dieser Anteil steigt bei mittleren Unternehmen auf 47 % und bei großen Unternehmen sogar auf 64 %. „Neben der Größe spielt auch die Branchenzugehörigkeit eine wichtige Rolle für die Verbreitung von Cyberversicherungen“, sagt Niebel. „Besonders hoch fällt die Nutzungsrate in der Chemie- und Pharmaindustrie aus. Hier verfügen 58 % der Unternehmen über eine entsprechende Absicherung. Mögliche Ursache hierfür könnten spezielle Sicherheitsaspekte und auch besonders hohe finanzielle Verluste beim Ausfall der IT-Systeme sein.“ Unter den wissensintensiven Dienstleistern und den Unternehmen im Maschinenbau, Fahrzeugbau und der IKT-Branche ist jeweils etwa die Hälfte durch eine Versicherung gegen Cyberschäden geschützt. Mit deutlichem Abstand sind Cyberversicherungen bei Mediendienstleistern am wenigsten verbreitet (26 %).
Prävention bleibt wichtig
Wichtig bleibt jedoch nach wie vor die Prävention, erläutert Erdsiek: „Unternehmen können sich mit gezielten Maßnahmen vor Cyberangriffen schützen. Dazu zählen etwa technische Sicherheitsmaßnahmen, wie Firewalls und Virenschutzprogramme, aber auch regelmäßige Datensicherungen und Mitarbeiterschulungen zur Sensibilisierung bezüglich sicherheitsrelevantem Verhalten. Cyberversicherungen können deshalb nur den Schutz vor Cyberkriminalität und ähnlichen Risiken ergänzen, in dem sie betroffene Unternehmen im tatsächlichen Schadensfall mit den vereinbarten Leistungen unterstützen.“